Deutsche und rumänische Verben mit dem Sem„Bearbeitung” unter interkulturellem Aspekt
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BULGACOVA, Irina. Deutsche und rumänische Verben mit dem Sem„Bearbeitung” unter interkulturellem Aspekt. In: Tradiţie şi modernitate în abordarea limbajului: Materialele colocviului comemorativ international consacrat aniversării a 65-a de la naşterea profesorului Mircea Ioniţă, 25 noiembrie 2006, Bălţi. Bălţi: Universitatea de Stat „Alecu Russo" din Bălţi, 2006, pp. 109-112. ISBN 978-9975-50-014-2 .
EXPORT metadate:
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Crossref
CERIF

DataCite
Dublin Core
Tradiţie şi modernitate în abordarea limbajului 2006
Colocviul "Tradiţie şi modernitate în abordarea limbajului"
Bălţi, Moldova, 25 noiembrie 2006

Deutsche und rumänische Verben mit dem Sem„Bearbeitung” unter interkulturellem Aspekt


Pag. 109-112

Bulgacova Irina
 
Staatliche Alecu-Russo-Universität Bălți
 
 
Disponibil în IBN: 23 martie 2020


Rezumat

Die interkulturelle Linguistik ist eine kontrastive Linguistik, die auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Kulturen abhebt, weil sie Sprachen als konstitutive Komponenten von Kulturen ansieht, und ist deshalb an Zusammenhängen zwischen Sprachen und anderen Komponenten von Kulturen interessiert. [2, S.95] Kontrastive semantische Untersuchungen sind daher in der Zeit der Globalisierung sowie der Annäherungen von Kulturen immer noch aktuell. Ihre Bedeutung für die Unterrichtspraxis lässt sich u.a. erklären durch „trotz aller Bemühungen von Deutschlernenden sowie von Übersetzern immer wieder auftretende Fehler in der Distribution von Wörtern und immer wieder verlorene Schlachten im Kampf um das treffende Wort in Adjektiv-Substantiv, Verb-Adverb- sowie Verb-Substantiv-Verbindungen“. [3, S.229] Ein großes Interesse für eine interkulturelle kontrastive Forschung stellt das Konzept ‚Bearbeitung’ dar, denn es zeichnet sich durch zahlreiche Lexeme aus, durch die es verbalisiert wird und deren Gebrauch oft soziokulturell bedingt ist. Die syntagmatisch-paradigmatische Analyse der Verben mit dem gemeinsamen Sem „Bearbeitung“ im Deutschen und im Rumänischen hat ergeben, dass diese lexikalischen Einheiten in beiden konfrontierten Sprachen sowohl Divergenzen als auch gewisse Konvergenzen aufweisen.  Nicht selten gehen äquivalente Lexeme der untersuchten Sprachen auf Sprach- und Kulturkontakte in der Vergangenheit zurück [1,.S.78] In beiden Sprachen machen Entlehnungen aus den romanischen Sprachen eine große Gruppe von Verben der Bearbeitung aus (a fixa-fixieren, a ornamenta-ornamentieren, a egrena – egrenieren, a festona – festonieren, a şagrina – chagrinieren). Sowohl deutsche als auch rumänische Verben mit dem Sem „Bearbeitung“ können auf paradigamtischer Ebene nach bestimmten Kriterien klassifiziert werden, so z.B. nach dem Objekt, auf das die Handlung gerichtet ist (z.B. Holz, Metall, Boden); nach dem Instrumentalobejkt, nach der Art und Weise und schließlich nach dem Ziel der Bearbeitung.  Es ist offensichtlich, dass diese Mikrogruppen von Verben Unterschiede paradigmatischer und syntagmatischer Art haben. Die Abweichungen im Komponentenbestand der lexikalisch-semantischen Gruppen im Deutschen und im Rumänischen lassen sich sowohl sprachlich als auch außersprachlich durch divergente historische und soziokukturelle Entwicklung erklären. So entstehen z.B. quantitative Divergenzen aufgrund der Synonymie: manche Verben sowohl im Rumänischen als auch im Deutschen besitzen in der anderen Sprache zwei oder mehrere Äquivalente (a argăsi – beizen, lohen, gerben; a carda – krempeln, karden, kardieren; a confecţiona – anfertigen, konfektionieren). Die Mehr-Äquivalenz ist auch umgekehrt gültig, d.h. zwei oder mehrere rumänische Verben werden ins Deutsche durch ein Verb übersetzt (a împleti, a tricota – stricken, a impregna, a fila, a toarce – spinnen, a sinili, a albăstri – bläuen). Unterschiedlich ist häufig der Sembestand der Entsprechungen in beiden Sprachen. So ist das Sem des Instrumentalobjekts in den Sememen einiger rumänischen Verben wie z.B. a îmblăni, a sărădui, a înflori, a înflora schon eingeschlossen, während für die entsprechenden deutschen Verben der Gebrauch des instrumentalen Objekts obligatorisch ist: mit Pelz füttern, mit Schnüren verzieren, mit Blumen verzieren. Ähnliche Beispiele können auch für das Deutsche als Ausgangssprache genannt werden.  Außersprachlich wird das Konzept „Bearbeitung“ in beiden Sprachen, bedingt durch die Unterschiede in der Realität, häufig auf eine andere Art und Weise kodifiziert.. Da der Wortschatz ein Produkt der jeweiligen Kultur, Geschichte und der geographisch-klimatischen Bedingungen eines Landes ist, spiegelt er die Lebensform der betreffenden Gemeinschaft wider. Die Tatsache, dass die rumänische Gesellschaft weigehend eine Agrargesellschaft darstellte, und in Deutschland die Industrie und das Handwerk ihre Präferenzen hatten, wird auch in den Verben mit dem Sem „Bearbeitung“ reflektiert. Wenn wir die zu analysierenden Verben der Bearbeitung nach dem Kriterium „Art der Bearbeitung“ klassifizieren, fällt uns sofort auf, dass die Anzahl der Verben mit dem Sem „mechanische Bearbeitung“ im Rumänischen bedeutend weniger ist als im Deutschen. Auch die Verwendung der Verben mit dem Sem „Bodenbearbeitung“ weist gravierende Unterschiede auf. Als differenzierendes Sem tritt dabei „Art und Weise der Bodenbearbeitung“ auf. Die meisten deutschen Verben haben in ihrem Komponentenbestand das Sem „Bodenbearbeitung mit Hilfe der Mechanismen“, die entsprechenden rumänischen Verben dagegen enthalten das Sem „manuelle Bodenbearbeitung“, dabei bezeichnen sie solche Handlungen oder Prozesse, die im deutschsprachigen Raum nicht mehr anwendbar sind. Diese Unterschiede in der Verbalisierung des Konzepts Bearbeitung gehen u.a. auf die Besonderheiten der Kultur und spezifische Lebensumstände, erfahrungen der jeweiligen Völker zurück.  Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die kontrastive Untersuchung des Konzepts „Bearbeitung“ nicht nur für die Unterrichts- und Übersetzungspraxis von großer Bedetung ist, sondern auch Aussagen über kulturspezifische Züge der Bedeutungskonstituierung beim Benennungsprozess ermöglicht.