Erfahrungen mit den parömien zum thema „liebe“Im übersetzungsunterricht
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BULGACOVA, Irina, JUFLEAC, Olesea. Erfahrungen mit den parömien zum thema „liebe“Im übersetzungsunterricht. In: Calitatea formării specialiştilor în învăţământul superior:: strategii, forme, metode, 5-7 octombrie 2005, Bălţi. Chișinău, Republica Moldova: Tipografia Academiei de Ştiinţe a Moldovei, 2005, pp. 152-157. ISBN 9975-931-97-9.
EXPORT metadate:
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Crossref
CERIF

DataCite
Dublin Core
Calitatea formării specialiştilor în învăţământul superior: 2005
Conferința "Calitatea formării specialiştilor în învăţământul superior:strategii, forme, metode"
Bălţi, Moldova, 5-7 octombrie 2005

Erfahrungen mit den parömien zum thema „liebe“Im übersetzungsunterricht


Pag. 152-157

Bulgacova Irina, Jufleac Olesea
 
Staatliche Alecu-Russo-Universität Bălți
 
 
Disponibil în IBN: 10 august 2019


Rezumat

In früheren Jahrzehnten stand in der Übersetzer- und Dolmetscherausbildung ein sprachzentriertes Verständnis von Übersetzen und Dolmetschen im Vordergrund, bei dem „Kultur“ lediglich einen möglichen Hintergrund bildete, der gegebenenfalls für die Lösung konkreter sprachlicher Einzelfragen herangezogen wurde. Neuere Entwicklungen in der Translationswissenschaft führten u.a. zu einem kulturzentrierten Verständnis von Translation, das Kultur als „die Gesamtheit der Konventionen und Normen und deren Resultate versteht, nach denen sich das Verhalten von Mitgliedern einer Gesellschaft ausrichtet, Sprache somit als Teil von Kultur definiert und Translation als kulturellen Transfer begreift.“ Die geistige Kultur einer Gesellschaft und ihre Mentalitätsspezifik werden auf der lexikalisch-phraseologischen Ebene besonders deutlich reflektiert. Die kulturologische Relevanz gewinnen dabei die Parömien, die die Spezifik der kognitiven und emotionalen Erfahrung des jeweiligen Ethos oder typische Züge der Volksmentalität explizit reproduzieren. Es ist einzusehen, dass die Übersetzung solcher eigenartigen sentenzhaften lexikalischen Einheiten eine besondere Schwierigkeit für Deutschlerner darstellt und demzufolge im Unterricht zielgerichtet behandelt werden muss. Auch ein neuer Ansatz in der Sprichwortforschung, der sowohl die empirische Parömiologie im engeren Sinne als auch empirische Verfahren in der Parömiologie umfasst, spricht sicherlich für eine systematische Arbeit an Sprichwörtern zu verschiedenen Themen im DaF-Unterricht und insbesondere im Unterricht, wo die zukünftigen Translatoren ausgebildet werden. Jahrelange Praxis im DaF-Unterricht mit den Deutschlehrerstudenten zeigt, dass das Thema „Liebe“ bei ihnen ein großes Interesse hervorruft. Diese Tatsache hat uns bewogen, ein Parömienkorpus zum Thema „Liebe“ zusammenzustellen, es nach dem Äquivalenzbegriff zu klassifizieren und für den Unterricht entsprechende Aufgaben und Übungen zu erarbeiten. Aus der kontrastiven Analyse der 382 deutschen und russischen Parömien, die sich ideeninhaltlich in 23 Gruppen (z. B. ‚Liebe’ ist das höchste Gut im Leben des Menschen’, ‚Liebe’ ist Leiden, Schmerz, Pein’, ‚Opferbereitschaft, Selbstverleugnung in der ‚Liebe’ etc.) klassifizieren lassen, geht hervor, dass Konvergenzen und Divergenzen in Parömien über Liebe in erster Linie in der Idee ihren Ausdruck bekommen. Obwohl es in Bezug auf Verständnis der Liebe in beiden Kulturen viel Gemeinsames gibt, sind deutliche Divergenzen in der Ausgangs- und Zielkultur zu vermerken. So sind im russischen Korpus Ideen ‚materielle Güter spielen keine wichtige Rolle in der ‚Liebe’ und ‚Ehe kühlt ‚Liebe’ / Heirat ist ernsthaft’, ‚Eifersucht und Misstrauen sind in der ‚Liebe’ unangebracht’ überhaupt nicht vertreten. Im deutschen Belegmaterial fehlen Parömien, die mit Ideen ‚Opferbereitschaft, Selbstverleugnung als Merkmale der ‚Liebe’ und ‚Liebe’ dauert ewig’ vereinigt sind.Diese begrifflich-semantischen Unterschiede erschweren vor allem das Einprägen der parömiologischen Einheiten der Zielkultur, somit auch deren Translation. Daraus folgt, dass für die Aneignung des deutschrussischen Sprichwortguts eine mehrschrittige Arbeit erforderlich ist. Die Einprägungs- und Festigungsphase der Sprichwörter muss mit dem Verständnis der historischen und kulturellen Spezifik des jeweiligen Volkes beginnen. Dazu werden von dem Lehrer z..B. Szenarien entworfen, in denen Dispositionen, Handlungen und Handlungalternativen durch Parömien ausgedrückt oder verbunden werden. Möglicherweise werden solche situativen Szenarien ausgesucht, wo neben den anzueignenden parömiologischen Elementen der Fremdsprache auch die der Muttersprache einsetzbar sind. Neben der Sprichworteinschätzung und –vertrautheit werden aktive Sprichwortkenntnisse der Studierenden gefördert. Diesem Ziel dienen z.B. Aufgaben: - Ergänzen Sie den fehlenden Teil der jeweiligen Sprichwörter /‚Liebe und Singen lässt sich - a) nicht zwingen; b) nicht bringen; c) nicht dringen./ - Bringen Sie die durcheinandergeratenen Sprichwörter in die richtige Reihenfolge. Ferner lassen sich die Parömien aus der von den Studierenden erstellten Liste klassifizieren und um entsprechende Inhaltsideen gruppieren. So könnten die Aufgabestellungen folgenderweise formuliert werden: - Welche Idee wird in unten angegebenen Sprichwörtern ausgedrückt? - ‚Liebe ohne Schmerz bewegt kein Herz.’ ‚Lieben ist leiden.’ ‚Herzlich geliebt, schmerzlich betrübt.’ ‚Große Liebe, großer Schmerz.’ u.a.. - Finden Sie in ihrer Muttersprache Parömien, die folgende Ideen ausdrücken: ‚Äußere Schönheit spielt in der ‚Liebe’ keine Rolle’ oder ‚weibliche Geduld in der ‚Liebe’. - Paraphrasieren Sie die parömiologischen Ausdrücke: ‚Was liebt, betrübt; was herzt, das schmerzt.’ ‚Frühe Liebe, frühes Leid.’ u.a. Solche Arten von Aufgabentypen, die unter anderem an die Sensibilisierung der kognitiven Verstehensoperationen appellieren, tragen zur Entwicklung der translatorischen Kulturkompetenz bei, was im Lichte der letzten Erkenntnisse der Translatologie bei der Ausbildung der Translatoren den Vorrang gewinnt. Die so genannte „Kompetenz-zwischenKulturen“ bezieht sich auf das Wissen des Translators über Selbst-, Fremdund reflexive Selbstbilder der betreffenden Arbeitskulturen im gegenseitigen Bezug aufeinander und auf die potenziellen Auswirkungen solcher Bilder auf die interkulturelle Situation. [Best / Kalina, 2002]Will der Translator eine funktionsgerechte interkulturelle Kommunikation ermöglichen, so muss er nicht nur nationalgeprägte „Bilder“ in seinem Handeln berücksichtigen, sondern sie adäquat und äquivalent reproduzieren können. In diesem Zusammenhang erweist sich als vorrangig die Untersuchung der Äquivalenzbeziehungen zwischen Sprichwörtern zum Thema ‚Liebe’ in dem deutschen und russischen parömiologischen Fundus. Den größten Teil unter den interlingualen Entsprechungstypen nimmt der Nulläquivalenztyp ein (in deutsch-russischer 56,2% und in russisch-deutscher Beziehung 62,5% des untersuchten Materials). Dies ist dadurch bedingt, dass Bedeutungsinhalte, die in der Ausgangssprache durch sprachliche Einheiten eines Typs zum Ausdruck gebracht werden, in der Zielsprache durch sprachliche Einheiten eines anderen Typs repräsentiert sind. Trotz prinzipiell gleicher Möglichkeiten der sprachlichen Bewältigung der Wirklichkeit steht nicht selten einer phraseologischen Einheit, in unserem Fall auch einer Parömie in der Ausgangssprache (Deutsch)– aufgrund sprachlicher oder außersprachlicher Faktoren – keine entsprechende phraseologische Einheit in der Zielsprache (Russisch) gegenüber. Für die Vermittlung der Parömien dieses Typs sind in erster Linie Glied für Glied -Übersetzung und Umschreibung zu empfehlen, ein weiterer Schritt bei deren Einüben kann ein situationsbezogener Gebrauch des Sprichwortes sein. Bei konvergierender denotativer Bedeutung/Stilwert bzw. wörtlicher Bedeutung und kongruenter Struktur der Komponentenkette liegt Volläquivalenz vor. Die Verarbeitung der volläquivalenten Parömien über ‚Liebe’, zu denen in beiden konfrontierten Sprachen meistenteils Glied für Glied übersetzte ehemalige Zitate gehören, bereiten den Studierenden keine wesentlichen Schwierigkeiten, demnach lassen sie sich vor allem auf der Textebene semantisieren und durch den vorhandenen Kontext einprägen. Partielle Abweichungen in einem oder mehreren Bereichen führen zur Feststellung von Teiläquivalenz. Für die Teiläquivalenz ist lediglich die relative Konvergenz in der denotativen Bedeutung ausschlaggebend. Der Anteil der untersuchten Parömien mit Teiläquivalenz beträgt für das Deutsche etwa 40,5% und für das Russische etwa 35%. Dabei überwiegen in beiden Sprachen Parömien, die einen ähnlichen Sachverhalt zum Ausdruck bringen und stilistisch gleichwertig sind, haben aber unterschiedliche wörtliche Bewältigung und syntaktische Struktur. Zu dieser Gruppe gehören z.B. solche Parömien wie ‚Die erste Liebe ist die beste’ vgl. Первая любовь не забывается; ‚Liebe ohne Schmerz bewegt kein Herz’ vgl. ‚Где любовь, там и напасть’. Ziemlich hoch ist die Vorkommensfrequenz der Parömien, die in ihrer denotativen Bedeutung ähnlich sind und zu einer inhaltlichen Gruppe gehören, weisen aber in ihrem wörtlichen Bestand und ihrem phraseologischen formativ gravierende Unterschiede auf: ‚Liebe macht den Topf nicht sieden’ vgl. ‚Обнявшись, веку не просидеть’; ‚Любовью сыт не будешь’. Bei der didaktischen Verarbeitung solcher teiläquivalenten Parömien wären folgende Aufgaben empfehlenswert: - Übersetzen Sie die deutschen Parömien in die Muttersprache, lassen Sie Ihre Studien-freunde die übersetzten Einheiten wieder ins Deutsche übersetzen. - Finden Sie für die parömiologischen Ausdrücke der Ausgangssprache die synonymischen Ausdrücke in der Zielsprache. - Welches Übersetzungsverfahren liegt vor: Permutation, Expansion/ Reduktion, Weglassung oder Transposition? - In der Abschlußphase der Arbeit an den Parömien zum Thema ‚Liebe’ könnten die Studenten folgende Fragen diskutieren: - Wovon zeugt die Tatsache, dass die meisten Parömien in beiden Sprachen Nulläquivalenz aufweisen? - Was beweisen Volläquivalenz und Teiläquivalenz in paradigmatischen Relationen zwischen deutschen und russischen Parömien? - Welche Spezifika und Universalitäten des Verhaltens zur Liebe in beiden Kulturen veranschaulichen folgende Sprichwörter? Die kontrastive Untersuchung der Parömien in beiden konfrontierten Sprachen fördert die translatorische Fähigkeit der Deutschstudenten und hilft ihnen begreifen, dass die von einem bestimmten Volk kreiierten Parömien sowohl allgemeine universelle Stereotypen in Weltanschauung und Verhalten als auch die nur für ein bestimmtes Volk spezifischen Mentalitätszüge ausdrücken können.