In den historiographischen Debatten zur Geschichte der Bukowina haben die Beiträge des Akademikers Radu Grigorovici einen besonderen Platz. In den 90er Jahren, nachdem er auf die Recherchen im Bereich der Physik verzichtet hat, die ihn als Gründer der rumänischen, in den wissenschaftlichen Kreisen anerkannten Forschungsschule für amorphen Halbleiter berühmt gemacht hatten, näherte sich der Akademiker Radu Grigorovici an seiner Heimat, Bukowina, indem er eine Herausforderung seitens eines anderen Akademikers, D. Vatamaniuc, annahm, und zwar, die Forschung der österreichischen Volkszählungen, die zwischen 1880 und 1900 durchgeführt wurden. Nach 1989 wurden die Ergebnisse seiner Bukowinaforschungen bei Kongressen, Tagungen und Symposien präsentiert und in verschiedenen Periodika, auch zweisprachig (deutsch-rumänisch) veröffentlicht, wie z. b. in „Analele Bucovinei”, „Glasul Bucovinei”, „«Septentrion». Foaia Societăţii pentru Cultură”, „Kaindl-Archiv. Zeitschrift des Bukowina-Instituts für den Kulturaustausch mit den Bvölkern Mittel- und Osteuropas”. Der Verfasser hat zwei Sammlungen von übersetzten Dokumenten, die hauptsächlich aus der Zeit der militärischen österreichischen Verwaltung in der Bukowina stammten, veröffentlicht. Die Bände sind ebenfalls in zweisprachiger Ausgabe, mit Einführungen, Noten und Kommentaren, im Verlag der Rumänischen Akademie 1998 und 2002 erschienen: – Bucovina în primele descrieri geografice, istorice, economice şi demografice; – Bucovina în prima descriere fizico-politică. Călătorie în Carpaţii Dacici (1788–1789). Im Jahre 2006, als er 95 Jahre alt wurde, wurden alle seine früher veröffentlichten Studien zur Geschichte der Bukowina, sowie Kommentare zu einigen übersetzten, zweisprachig erschienenen Dokumenten und andere originale, einige noch nicht veröffentlichte Beiträge gesammelt und im Band Bucovina între milenii. Studii şi documente publiziert, ein Band, demgegenüber der Akademiker Radu Grigorovici meinte: „es ist ein Roman der Liebe für die Bukowina, meine Heimat”. Grösstenteils bestehen seine Beiträge aus demographischen und sozialen Studien über die Bukowina in der österreichischen Zeit und ihnen liegen die statistischen Daten der österreischen Volkszählungen aus den Jahren 1772, 1774 und 1775 zugrunde. Indem er „die Neugierde des Intelektuellen und die statistischen Werkzeuge des Physikers” zusammen verwendete, hat der Akademiker Radu Grigorovici ein Modell für die interdisziplinäre wissenschaftliche Forschung im Bereich der Geschichte der Bukowina vorgeschlagen und dadurch bewiesen, dass deren Forschung und Kenntnis kein exklusives Vorrecht der Historiker ist. Die Beiträge des Akademikers Radu Grigorovici sind – durch die Neuigkeit der behandelten Themen, durch ihre Originalität und Objektivität – wesentlich für die Kenntnis der Bukowiner Geschichte.